Perfektioniert, windschnittig, schnell. Unsere Aerodynamik Top Ten versprechen über 100 Watt an Sparpotenzial. Mit diesen Tipps könnt ihr eure zweite Disziplin materialtechnisch auf höchstes Niveau bringen. Aber auch das hat seinen Preis. Was euch welche Verbesserung in etwa kostet, erfahrt ihr auf den folgenden Seiten.
Der Triathlonsport galt und gilt als Wegbereiter vieler aerodynamischer Neuentwicklungen. In den Anfängen des Sports war es noch eine kleine Sensation, wenn etwa der schief sitzende Giro Helm von Mike Pigg drei neue Belüftungsschlitze hatte oder beim Felt Rad von Kenny Souza das Unterrohr platt gedrückt wurde. Damals kamen die ersten Trinksysteme zur Montage hinter dem Sattel auf dem Markt, HED und Zipp verkauften die ersten Aerowheels – später auch vermehrt in 26 Zoll – Mark Allen siegte auf dem legendären Kestrel 4000 und Raketen wie Jürgen Zäck verwendeten eine spezielle Hooker Vorderradgabel mit nur 60 anstatt 100 Millimetern Flanschabstand.
Mehr Triathleten, mehr Auswahl
Nun, damals war die Wahl des aerodynamischen Equipments recht leicht – es gab keine große Auswahl. Für Aerolaufräder, tropfenförmige Helme oder spezielle Rahmenformen gab es meist nicht mal eine handvoll Anbieter, sondern nur ein paar wenige kleine Ausrüster deren Produkte man auch nicht in jedem beliebigen Radladen erstehen konnte.
Heute sieht die Welt des Triathlonmaterials anders aus. Trotz, oder gerade aufgrund der stark regulierend eingreifenden UCI beim „großen Bruder“ in Sachen Material, dem Radsport, kommen die meisten wirklichen High-End Entwicklungen heute aus dem Bereich des Straßenradsports. Und weil z.B. die vor 15 Jahren im Triathlon zum guten Ton gehörenden Zipp Laufräder heute Standard im Peloton sind, tummeln sich mittlerweile zahlreiche Anbieter für diverses Aeroequipment auf dem Markt. Nicht zu vergessen: die Triathlongemeinde ist um ein vielfaches größer und damit kaufkräftiger als noch vor 15 Jahren, damit ist der Markt größer und entsprechend interessanter auch für größere Hersteller.
Karbon statt Kondition
Die Vorteile für den Triathleten sind offensichtlich: Konkurrenz belebt das Geschäft. Entsprechend ist die Auswahl an Aeroequipment größer, die Preisgestaltung wird mehr durch den Markt geregelt und der Entwicklungsdruck auf die Hersteller ist wesentlich größer. So wundert es nicht, dass jedes Jahr zahlreiche Neuentwicklungen auf dem Markt kommen, die tatsächlich – wenn auch nur kleine – messbare Vorteile gegenüber dem bereits vorhandenen Aeroequipment bringen.
Der Triathlet hat damit die Qual der Wahl: Wo anfangen, die hart verdienten Taler zu investieren? Welcher Ausrüstungsgegenstand lohnt sich am meisten und wo ist nur die Optik und nicht die Technik herausragend?
Aerodynamik Top Ten
Hier wollen wir ansetzen und weiterhelfen – mit der Top Ten der besten Ausrüstungsgegenstände. Basierend auf zahlreichen Messfahrten auf der geschlossenen Radrennbahn (einem Standardverfahren für aerodynamische Material und Sitzpositionsuntersuchungen), dem Know-how aus dem Windkanal sowie jahrelanger Erfahrung aus diversen Workshops und Seminaren mit Freizeittriathleten haben wir eine Aufstellung gemacht: wo und wie investiert man am besten in das edle Material?
Von kostenlos bis 500 Euro pro Wattersparnis wird einiges geboten. Hier die ultimativen Tipps zur Optimierung eurer Aerodynamik…
Hier wollen wir ansetzen und weiterhelfen – mit der Top Ten der besten Ausrüstungsgegenstände. Basierend auf zahlreichen Messfahrten auf der geschlossenen Radrennbahn (einem Standardverfahren für aerodynamische Material und Sitzpositionsuntersuchungen), dem Know-how aus dem Windkanal sowie jahrelanger Erfahrung aus diversen Workshops und Seminaren mit Freizeittriathleten haben wir eine Aufstellung gemacht: wo und wie investiert man am besten in das edle Material?
Von kostenlos bis 500 Euro pro Wattersparnis wird einiges geboten. Hier die ultimativen Tipps zur Optimierung eurer Aerodynamik…
Platz 10: Position des Speichenmagneten
Eigentlich fällt dieser Aspekt aus der Wertung, denn es muss kein Ausrüstungsteil neu angeschafft werden. Fährst du gespeichte Laufräder mit tiefen Carbonfelgen? Dann montiere deinen Tachomagneten so nah an der Nabe wie möglich, auch wenn dann der Abnehmer an der Gabel weit nach unten reichen muss. Warum?
Die Nabe, genau genommen die Achse, bewegt sich durch den Wind genauso schnell wie man fährt. Der oberste Teil des Laufrades hat jedoch die doppelte Geschwindigkeit. Jetzt hast du vielleicht ein tolles Aerolaufrad mit hoher Felge, welche den schnelldrehenden Teil der Speichen ja quasi wegnimmt, verwendest Messerspeichen und hast eventuell sogar die runden Speichennippel in der Felge versteckt? Dann ergibt es wenig Sinn, den klobigen Speichenmagnet oben an der Felge zu montieren.
Leistungsersparnis: bis zu fünf Watt
Kosten: keine
Platz 9: Triathlonlenker mit flachem Unterlenker
Die flachen TT-Lenkerkombinationen sind heute sehr weit verbreitet. Aber Achtung: die Unterschiede liegen im Detail. Nur die wirklich flachen, nicht hoch aufbauenden Unterlenker bieten tatsächlich Vorteile. Zudem sollte die Konstruktion der Aeroextensions so sauber wie möglich sein. Also ohne herausstehende Schrauben, dick auftragende Halterungen etc.
Leistungsersparnis: knapp 6 Watt (macht etwa 120 Euro/Watt)
Kosten: etwa 700 Euro
Platz 8: Aerotrinkflasche
Viele spezielle Aerorahmen haben bereits keine Aufnahme für normale Trinkflaschen. Rahmen die diese Aufnahmen noch haben, sollten mit den flachen Trinkflaschen bestückt werden. Diese Flaschen können bei Seitenwind sogar von Vorteil sein. Wer keine Aufnahmen am Rahmen hat, ist mit einer Trinkflasche am Lenker gut bedient.
Egal, ob normale Flaschen aerodynamisch im Lenker liegend oder auch spezielle Aeroflaschen, die zwischen den Extensions vor dem Steuerrohr versenkt werden – beide Varianten sind aerodynamisch neutral.
Wer mehr Treibstoff benötigt: hinter dem Sattel tief montierte Getränkereservoirs sind ebenfalls neutral und bieten genügend Kapazität.
Wer die runden Flaschen vom Rahmen entfernt, spart je nach Rahmenmodell etwa fünf bis sieben Watt ein, was – je nach verwendeter Alternative – knapp 10 Euro/Watt entspricht.
Leistungsersparnis: etwa 5 bis 7 Watt (macht etwa 10 Euro/Watt)
Kosten: etwa 30 bis 60 Euro
Platz 7: Aerobremshebel
Die kleinen Hebel, die fast schon wie kleine Schälmesser geformt sind, stören den Wind nur wenig. Gegenüber normalen, großen und runden Hebeln, lassen sich je nach verwendeten Lenker knapp sieben Watt einsparen, was einem Quotienten von etwa 13 €/Watt entspricht.
Leistungsersparnis: etwa 7 Watt (macht etwa 13 Euro/Watt)
Kosten: etwa 90 Euro
Platz 6: Aerorahme
Wer seinen normalen Rahmen durch einen Aerorahmen ersetzt, kann schneller fahren. Besonders im Seitenwind spielen die Boliden ihre Stärken aus. Aber Achtung: wer sich ein solches Teil zulegt, sollte sich vorher ganz sicher sein, wie er optimal auf dem Rad sitzt.
Außerdem gilt es zu beachten, dass die meisten Modelle mit integrierten Vorbauten und Lenkern arbeiten – wem das nicht passt, der sollte die Finger davon lassen.
Der zu erzielende Vorsprung kann gut zehn Watt erreichen – gegenüber eines normalen Rahmens. Jedoch schlagen die Boliden auch mit mehreren tausend Euro zu Buche. Damit kostet ein Watt Ersparnis hier zwischen 250 und 500 Euro.
Leistungsersparnis: bis zu 10 Watt (macht etwa 250 bis 500 Euro/Watt)
Kosten: etwa 2.000 bis 7.000 Euro
Platz 5: Scheibenrad
Scheibenräder können gegenüber einem durchschnittlichen Aerohinterrad in der Realität bis zu zehn Watt einsparen. Dies entspricht ca. 160 €/Watt für die Modelle von HED bis zu 180 €/Watt für die Zipp Super 9. Aber Achtung: manche Rahmen bieten nicht genügend Platz für die dicken Scheiben – vorher beim Fachhändler prüfen!
Leistungsersparnis: bis zu 10 Watt (macht etwa 180 Euro/Watt)
Kosten: etwa 1800 Euro
Platz 4: Tri- oder Fourspoke
Gespeichte Aerolaufräder sind aerodynamisch Top, aber bei den relativ niedrigen Geschwindigkeiten im Freizeitsport (besonders auf der Langdistanz) nicht erste Wahl. Erst bei hohen Geschwindigkeiten ist der Einfluss von etwaigem Seitenwind so gering, dass die gespeichten Modelle mit tiefer Carbonfelge ihre Vorteile auch voll ausspielen können. Bei langsamer Fahrt (unter 40 km/h) und normalen Windverhältnissen erzeugen die klassischen Aeroräder einen unverhältnismäßig hohen Luftwiderstand.
Abhilfe schafft hier die Allzweckwaffe Trispoke. Obwohl das Design bereits mehr als ein Jahrzehnt alt ist, sind die Modelle noch Top. Denn bei Seitenwind verhalten sich die Dreispeichenräder ähnlich einem Scheibenrad: der Luftwiderstand sinkt, je windiger es wird und vor allem egal wie langsam oder schnell Du fährst.
Wer Hawaii oder Lanzarote anvisiert, sollte über die spezielle Version mit der zusätzlich erhöhten Felge nachdenken: 1999 für Lance Armstrong entwickelt kamen die massig wirkenden Propeller nach ausgiebigen Windkanaltests 2009 verstärkt in den Handel. Warum?
Obwohl ursprünglich für den Tour de France Seriensieger gebaut, zeigte sich, das vor allem im Satz als Vorderrad und Hinterrad, die Trispokes mit der extra hohen Felge sogar das Scheibenrad in Sachen Aerodynamik hinter sich lassen können.
Damit bietet sich eine echte Alternative zur klassischen Scheibe auch für windige Gebiete. Das normale Trispoke Vorderrad vermag gegenüber einem durchschnittlichen Aerolaufrad mit circa 40 Millimeter hoher Felge bereits bis zu 12 Watt einzusparen. Kosten: etwa 1400 Euro für beispielsweise das Hed H3 Plus Vorderrad. Der Satz mit extra hoher Felge bringt es im Wind auf bis zu 35 Watt Ersparnis bei einer Investition von ca. 2900 Euro.
Leistungsersparnis: bis zu 35 Watt (macht etwa 70 bis 75/Watt)
Kosten: etwa 2900 Euro
Platz 3: Brems – und Schaltzüge neu verlegen bzw. durch Nokon ersetzen
Züge, die man nicht sieht, sind gute Züge. Verstecke deine Zughüllen vor dem Steuerrohr, wenn es der Rahmen möglich macht. Alles andere sollte so eng an anderen Rohren oder im Rahmen verlaufen wie möglich.
Wer eine Shimano DI2 Schaltung verwendet, hat 50 Prozent des Problems bereits beseitigt.
Aber trotzdem gilt: verstecke deine Züge so gut, wie es geht. Oft schaffen die Nokon Züge Abhilfe, da hiermit sehr enge Winkel realisierbar sind, was vor allem bei kleinen Rahmen von Vorteil ist.
Wer seine Züge gut verlegt kann locker 12 bis 15 Watt sparen, bei einem Kostenaufwand von ca. 150 Euro für den Satz Nokon Züge (sofern notwendig) macht dies ca. 10 €/Watt.
Leistungsersparnis: etwa 12 bis 15 Watt (macht etwa 10 Euro/Watt)
Kosten: etwa 150 Euro
Platz 2: Aerohelm
Die aerodynamischen „Plastikdeckel“ gehören selbst im ambitionierten Freizeitsport zum guten Ton. Mittlerweile sind die Helme so gut belüftet, dass man diese unter normalen Bedingungen immer gut tragen kann.
Leistungsersparnis: bis 15 Watt (macht etwa 13 bis 17 Euro/Watt)
Kosten: etwa 150 bis 250 Euro
Platz 1: Optimierung der Sitzposition
Kaum verwunderlich, dass diese Optimierung des Systems Mensch-Maschine das größte Potenzial bietet – 2/3 bis 3/4 des Luftwiderstandes werden vom Menschen, nicht vom Rad erzeugt. Bei einer wettkampfnahen Geschwindigkeit von 36 km/h (entsprechend einem Radsplit von fünf Stunden), liegen die üblichen Einsparungen in einem Bereich von 15 bis 35 Watt, was circa fünf bis zehn Prozent Leistungsgewinn entspricht.
Bei der üblichen Messgeschwindigkeit von 45 km/h ist es entsprechend mehr. Mehr schaffst du mit keiner Trainingsmethode und keinem Ausrüstungsgegenstand.
Leistungsersparnis: etwa 15 bis 35 Watt (macht etwa 12 Euro/Watt)
Kosten: 150 bis 500 Euro, ein halber Tag Zeitaufwand