Der Sieg der US-Amerikanerin im vergangenen Jahr war überraschend: als Hawaii-Rookie gelang ihr bei ihrer ersten Teilnahme gleich der Sieg. Durch eine überzeugende Gesamtleistung in allen Disziplinen und keinen Schwächen im Rennverlauf sicherte sie sich den Titel.
Doch auch in diesem Jahr ist es schwer, Chelsea Sodaro in den Top-5-Favoritenkreis einzubinden. Ihre Saison verlief sehr wechselhaft: 2x auf dem Podium (zuletzt Dritte bei den PTO Asian Open im September), aber auch 2x DNF, unter anderem in Roth. Keine Konstanz, kein überzeugende Topleistung in diesem Jahr. Im aktuellen PTO Ranking liegt sie auf Platz 122 und ist damit die am schlechtesten platzierte Athletin im erweiterten Favoritenkreis. Aber wer weiß: im letzten Jahr hatte sie auch niemand auf der Rechnung...

Fünf Weltmeistertitel, davon vier Mal auf Hawaii. Die Schweizerin zählt immer zu den absoluten Favoritinnen, wenn sie an der Startlinie steht. Das Highlight in diesem Jahr: beim Challenge Roth stellte sie im Juni mit 8:08:21h eine neue Weltbestzeit und drang in neue Dimensionen vor, die bilang nur von Männern erreicht wurden. Allerdings musste sie gerade in den letzten Wochen harte Rückschläge einstecken. Bei der 70.3 WM in Lahti am 26. August fand sie gar nicht ins Rennen und landete enttäuscht auf dem 9. Platz. Kurze Zeit später verstarb ihr Vater, was die Priorität von Sport und Training natürlich weit in den Hintergrund schiebt. In der Vorbereitung auf Hawaii machte sie sehr einen fokussierten Eindruck. Daniela Ryf in Topform (körperlich und mental) ist nahezu unschlagbar.

Anne Haug hat bis Oktober eine extrem starke Saison abgeliefert. In Roth wurde sie hinter Daniela Ryf Zweite in 8:21:09h. Bei den PTO ASIAN Open belegte sie ebenso Platz zwei, siegte aber bei den PTO European Open im Mai. Auf Hawaii muss für einen zweiten Titel aber alles stimmen. Dass sie hier in die Entscheidung eingreifen kann, liegt vor allem am Radfahren: als kleine, leichte Athletin kann sie nicht die großen Wattzahlen drücken (wie z.B. Daniela Ryf), was ihr auf dem welligen, windanfälligen Kurs immmer mehrere Minuten Rückstand einbringt. Beim Laufen wendet sich das Blatt: hier zittern alle vor ihr liegenden Athletinnen, wenn Anne Haug zur Aufholjagd bläst. Durch ihren eisernen Willen ist ein Platz auf dem Podium ist immer drin.

Silber 2017, 2018, 2019 und 2022. Viermal fehlte ihr das letzte Quäntchen Glück, den es dann am Wettkampftag einfach braucht, um aus einem sehr guten Tag einen perfekten Tag zu machen. Die Britin ist immer noch motiviert, arbeitet hart für diesen perfekten Tag. Als Top-Schwimmerin kommt sie in der Regel als eine der ersten aus dem Wasser und behauptet sich auch auf dem Rad in der Spitze des Feldes. Auch das Laufen ist stabil, aber nicht überragend. Den Speed von Top-Läuferinnen, wie Anne Haug, Laura Philipp oder Kat Matthews konnte sie bisher jedoch nicht mitgehen. Wenn sie hier mit einem kleinen Vorsprung auf die Laufstrecke geht und die Hawaii Götter ihr gnädig sind, könnte es diesmal bis ganz oben reichen.

Diese Frau hat eine Rechnung offen und brennt. Flashback Ironman Hawaii 2022: Laura Philipp erhält beim Radfahren eine (nicht nachvollziehbare) Zeitstrafe wegen Drafting, muss 5 Minuten im Penalty Zelt absitzen, verliert den Anschluss zur Spitze, läuft beim Marathon noch auf den vierten Platz vor. Was wäre wenn...? Laura Philipp ist ebenso wie Anne Haug in bestechender Form in diesem Jahr. Platz drei in Roth hinter Ryf und Haug, jeweils 1. Platz beim IM South Africa und IM 70.3 Tallinn. Große Sprüche sind nicht ihr Ding, aber Laura Philipp ist dieses Jahr so stark wie nie und extrem motiviert. Unser Geheimtipp.

Sie hat in diesem Jahr bereits alle geschlagen, vor wenigen Wochen sicherte sich die 25-jährige bereits den Ironman 70.3 WM Titel in Lahti. Fast jedes Rennen, bei dem sie in diesem Jahr an der Startlinie stand, hat sie gewonnen. Keine Angst vor großen Namen. Sie zählt bei den Frauen zur neuen Athletengeneration. ABER: Alle Rennen, die sie bestritten und dominiert hat, waren Mitteldistanzen. Taylor Knibb hat bisher noch kein einziges Langdistanzrennen absolviert, ist quasi doppelter Rookie: zum ersten Mal Langdistanz, zum ersten Mal Hawaii. Das ist ein Brett. Sie hat noch nie einen kompletten Marathon absolviert. Eventuell macht sie hier zum ersten Mal mit dem "Mann mit dem Hammer" Bekanntschaft. Oder sie verblüfft die Triathlonwelt mit dem "Sam-Laidlow-Effekt 2022"...

Schockmoment 2022: wenige Tage vor der WM auf Hawaii wird die Britin bei einem Trainingsunfall auf dem Rad schwer verletzt, muss die WM aus dem Krankenhaus mitverfolgen. Sie war in bestechender Form, eine heiß gehandelte Favoritin auf den Sieg. Stattdessen Sorgen um ihre Gesundheit, um die Fortsetzung ihrer Karriere. Doch sie kam zurück. Und wie. Schon im Frühjahr 2023 gewann sie den IM Texas, wurde im August bei der 70.3 WM Lahti Zweite hinter Taylor Knibb. Erneut ist "Kat" in einer hervorragenden Form. Sie hat keine wirklichen Schwächen, in allen Disziplinen vorn mit dabei. Sie ist reif für den Titel.