Am 14. Oktober findet die Ironman WM der Frauen wie gewohnt auf Hawaii statt. Daniela Bleymehl (Team ERDINGER Active) ist eine von sieben deutschen Profi Frauen, die um den Titel mitkämpfen werden. Zwei Wochen vor dem Rennen verrät sie im Interview, wer die Top-Favoritinnen auf die Krone sind und was sie über die räumliche und zeitliche Trennung der WM denkt.
Wie ist dein persönlicher Stand der Vorbereitung?
Ich bin mit meinem aktuellen Trainingsstand in der Kona-Vorbereitung sehr zufrieden. Bis auf ein paar muskuläre Probleme zu Beginn der Saison und die häufigeren Erkältungen als gewohnt – Kinderkrankheiten machen leider nicht vor Mamas Halt – bin ich in diesem Jahr verletzungsfrei geblieben. Entsprechend war die Entwicklung der Trainingsleistungen in allen drei Disziplinen sehr gut. Leider habe ich es in dieser Saison aber noch nicht geschafft, meine Trainingsleistungen auch im Wettkampf umzusetzen. (Anm. d. Red.: Daniela Bleymehl hatte sich bereits durch ihren 2. Platz beim Ironman Israel im November 2022 die Qualifikation für die WM gesichert. Beim Ironman Frankfurt im Juli 2023 musste sie das Rennen wegen Unterkühlung aussteigen)
Mit welchen Ambitionen und Zielen gehst du auf Hawaii an den Start?
Natürlich könnte man sagen, dass ich nach 2022 „wieder eine Rechnung offen“ habe, aber so möchte ich gedanklich nicht an das Rennen herangehen. Es ist ein wahnsinnig starkes Feld, in dem ich mich zwar nicht verstecken muss – in dem man aber auch einen 110%ig guten Tag braucht, um vorne mitzumischen. Ich wünsche mir ein Rennen, bei dem ich das abrufen kann, wofür ich gearbeitet habe, und dann wird es gut werden.
Wie schätzt du die diesjährige Konkurrenz ein? Wen siehst du als Topfavoritin auf die Triathlon-Krone?
Wie bereits gesagt, ist es ein wahnsinnig starkes Feld. Die Dichte an der Spitze wird immer enger. Da kaum noch Athletinnen echte „Schwächen“ haben, wird es immer schwerer, seine Stärken auszuspielen. Daniela Ryf geht sicherlich nicht nur aufgrund ihrer unglaublichen Leistung bei der Challenge Roth als Topfavoritin ins Rennen. Mir fallen aber mindestens zehn weitere Athletinnen ein, die aufs Podium kommen können. Es wird definitiv ein enges und sehr spannendes Rennen!
Zum ersten Mal werden die Frauen- und Herrenrennen nicht am gleichen Standort ausgetragen. Was hältst du davon?
Es braucht immer Veränderung und Weiterentwicklung. So finde ich es in der Retrospektive betrachtet positiv, den Frauen ihren eigenen Renntag zu geben – wie es 2022 der Fall war. Die Entscheidung, das Rennen an zwei verschiedenen Standorten auszutragen, sehe ich jedoch sehr kritisch. Das Besondere an unserer Sportart ist schließlich immer der gemeinsame Start von Profi- und Amateurathleten bei Herren und Frauen gewesen. Auch für Betreuer, Sponsoren, Medien etc. war das meiner Meinung nach kein guter Schritt. Ich hoffe sehr, dass die Ironman-Veranstalter das zukünftig wieder ändern werden.
Die Frauen Ironman-WM findet in diesem Jahr noch auf Hawaii statt. Im nächsten Jahr geht es dann auch für die Triathletinnen nach Nizza. Glaubst du, dass dort das gleiche Flair sein wird bzw. entstehen könnte wie auf Hawaii?
Solange das Frauen- und Herrenrennen getrennt ist, bestimmt nicht. Grundsätzlich denke ich, dass es ein paar Jahre Zeit braucht, um einen Mythos, Traditionen oder eben das „Flair“ an einem neuen Ort aufzubauen – und das ist sicher auch in Nizza möglich. Am Ende wird Hawaii aber immer einzigartig sein, allein schon wegen des historischen Ursprungs unserer Sportart.
Wie siehst du generell die Entwicklung im Triathlon?
Die Sportart wächst nach wie vor extrem, der Profisport entwickelt sich zusehends und wie überall gibt es dabei gute und weniger gute Entwicklungen. Ich bin froh, dass ich den Sport schon so lange betreibe und auch eine andere „Zeit“ erleben durfte, als es noch die „guten, alten Wald- und Wiesentriathlons“ gab. Denn hier und da entwickelt sich alles doch sehr in eine kommerzielle Richtung.
Und wie siehst du die Entwicklung speziell der Frauen im Triathlon und welche Potentiale sind vorhanden?
Die Entwicklung im Frauen-Profisport finde ich sehr gut – auch wenn es nicht immer 100%ig so erfolgreich funktioniert wie geplant: Die Frauen bekommen mehr und mehr ihre eigene Bühne, was ich auf jeden Fall als wichtige Entwicklung sehe. Insgesamt ist der Frauen-Anteil im Triathlon allerdings nach wie vor viel zu gering. Hier ist sicher noch viel Potential, den Sport und die Trainings- und Vereinsangebote für Frauen und Familien deutlich attraktiver zu gestalten.
- Ende des Interviews -